Die Auslieferung hat begonnen – 8Bit-Museum.de (2024)

Es ist soweit: In dieser Woche beginnt die Auslieferung des ZX Spectrum Next Issue 2, der wieder über eine Kickstarter-Kampagne finanziert wurde. 5236 Unterstützer trugen 1847106 GBP (ca. 2,1 Mio. EUR) bei, um dieses Projekt zu verwirklichen.

Grundsätzlich entspricht er dem ZX Spectrum Next aus dem Jahr 2020 (siehe diesen Beitrag), er wurde aber in einigen Aspekten überarbeitet. Allerdings ließ die Auslieferung 3,5 Jahre auf sich warten, das Finanzierungsziel wurde bereits Mitte 2020 erreicht.

Der ZX Spectrum Next Issue 2 ist vollständig kompatibel mit dem Spectrum 48, 128, +2, +3 und sogar einigen Nachbauten, wie dem russischen Pentagon. Zur Emulation wird ein FPGA eingesetzt.

Gegenüber dem Vorgänger verfügt die Issue 2 über folgende technischen Daten (Änderungen in Fettschrift:

  • Prozessor: Z80 3.5MHz, 7MHz, 14MHz und 28MHz Turbo Modi (Artix-7 FPGA)
  • Arbeitsspeicher: 2Mb RAM
  • Video: 256 & 512 Farben, 256×192 & 640×256 Pixelauflösung
  • Video Ausgabe: RGB, VGA, HDMI, 50Hz und 60Hz
  • Extra Hardware: Hardware Sprites, DMA, Copper, Enhanced ULA, Tilemap, Layer2
  • Speicher: SD Card Slot, DivMMC kompatibel
  • Audio: 9 Kanal mit 3x AY-3-8912 Chips in Stereo, zusätzlich 2x 8bit DACs Ausgabe
  • Joystick: 2 Ports kompatibel mit Cursor, Kempston und Interface 2
  • PS/2 Port: Maus mit Kempston Modus Emulation und/oder externe Tastatur
  • Sonstiges: Multiface Funktionalität, Savegames, Cheats etc.
  • Kassettenrekorder: Kombinierter Mic und Ear Anschluss
  • Erweiterung: Original Bus Expansion und Accelerator Expansion Port
  • Accelerator board (optional): GPU / 1GHz CPU / 512Mb RAM
  • Netzwerk: WiFi Module (ESP8266)
  • Extras: Real Time Clock
  • OS: NextZXOS und NextBasic

In der Standarddistribution werden folgende ROMs mitgeliefert:

  • ZX Spectrum Next
  • ZX Spectrum 48K
  • ZX Spectrum 128K
  • ZX Spectrum +2
  • ZX Spectrum +3
  • ZX80 Emulator
  • ZX81 Emulator
  • 48K Gosh Wonderful ROM
  • 48K Looking Glass ROM
  • Timex Sinclair TX2048
  • Investtronica Spectrum 128K
  • Soviet Timings (128K)

Die Emulationen sollen vom Timing her alle exakt sein. Erste Tests zeigen, dass auch kritische Demos, bei denen z.B. ein Harlequin 48K/128K Darstellungsprobleme hat, auf dem Spectrum Next fehlerfrei dargestellt werden.

Interessant ist die Einbindung des Raspberry Pi Zero als Beschleunigermodul. Mit diesem ist es möglich TZX-Dateien zu laden. Diese werden über einen TZX-Player auf dem Raspberry Pi abgespielt und über die normalen Laderoutinen des ZX Spectrum ROMs dann eingelesen (dabei sind lange Wartezeiten und ein kultiges Ladegeräusch garantiert. Mit dem ESP8266 Modul wird der Next zudem per Wifi netzwerkfähig, aber dazu später mehr.

Ein weiteres nettes Feature ist, dass die Geschwindigkeit von 3,5 MHz bis auf 28 MHz gesteigert werden kann. Für Spiele wie Jetpac macht das natürlich keinen Sinn, die sind schon bei 7 MHz quasi unspielbar, es gibt aber viele Simulationen, die von der schnelleren CPU profitieren.

Auf der linken Seite des Next sind drei Taster vorhanden: Ein Reset-, ein NMI- und ein Drive-Taster. Alle Taster sind mehrfach belegt. So kann mit dem Reset-Taster ein Soft- bzw. Hard-Reset ausgelöst werden. Beim Hard-Reset wird das System neu gebootet, so dass der Benutzer z.B. eine neue Emulation auswählen kann. „Drive“ simuliert den Druck auf die Drive-Taste (divMMC NMI mit esxDOS), zusammen mit „Caps Shift“ werden die Laufwerke neu eingelesen und lädt esxDOS neu.

NMI öffnet ein spezielles Menü, aus dem heraus z.B. Snapshots und Screenshots angefertigt werden können. Ganz nützlich ist auch der Status Bildschirm und die Möglichkeit einen Monitor aufzurufen, um den Speicher direkt zu manipulieren. Auch POKEs können ausgeführt werden und so das eine oder andere Spiel „spielbarer“ gemacht werden. NMI und Drive zusammen ermöglichen es einen speziellen „Anti-Brick“ Modus aufzurufen, für den Fall, dass ein Firmware-Update einmal fehlerhaft verlaufen sollte.

Wenn der ZX Spectrum Next mit einer RTC ausgestattet ist, kann die Echtzeituhr gestellt werden. Verwendet wird diese z.B. im Dateibrowser. Werden neue Dateien auf der SD-Karte angelegt, erhalten diese das aktuelle Datum/Uhrzeit. Ist zudem einmal eine gültige Uhrzeit gestellt worden, wird diese auch im Next Menü angezeigt. Stellen kann man die Uhr über die Kommandozeile:

.DATE "23/04/2020".DATE.TIME "18:45:00".TIME

Wer möchte, kann auch einen NTP-Server kontaktieren. Durch ein ESP8266 Modul ist der Next Wifi-fähig. Die Bedienung ist aber nicht ganz so intuitiv: Entweder man verwendet das „.UART“ Kommando oder ein einfaches Terminal-(Basic-)Programm, welches sich auf der SD-Karte befindet. Im Terminal verbinden die folgende Befehle den Next mit dem Wifi und stellen die RTC nach einem NTP-Server:

AT+CWMODE=1AT+CWLAPAT+CWJAP="wifinetwork","password".NXTP ntp1.ptb.de

Das Beispielprogramm „wifi.bas“ aus der Distribution sollte das vereinfachen, half aber beim Test nicht viel weiter. Es lieferte nur ein „Integer out of range“ Fehler.

Ansonsten ist die Inbetriebnahme recht einfach. Fernseher oder Monitor per HDMI angeschlossen und den Next mit dem beiliegenden 9V Netzteil mit Strom versorgen. Auch wenn der originale ZX-Spectrum keinen Ein-/Aus-Schalter besaß, bei dem Next würde ich mir einen solchen wünschen. Nach einer kurzem Bootphase erscheint ein Menü, drückt man hier rechtzeitig die Leertaste, ist es möglich ein paar Hardwareeinstellungen zu konfigurieren (beim PC würde man vom BIOS sprechen) und ein ROM auszuwählen (Standard ist das NextZXOS ROM). Danach erscheint das vom ZX Spectrum +3 bekannte Menü, welches für den Next erweitert wurde.

Der Fehler in der Issue 1 durch den der Next über HDMI weiterhin mit Spannung versorgt wurde, so dass dieser sich nicht neu starten ließ, wurde behoben.

Wer wissen will, was der Next so alles kann (u.a. wurde das Next Basic kräftig überarbeitet), kann sich das Handbuch als PDF-Datei herunterladen. Ein Entwicklerhandbuch ist auf Github verfügbar.

Finanziert wurde auch diese Entwicklung über Kickstarter. Ganz billig war der Spaß nicht: Mindestens 280 GBP (ca. 330 EUR zzgl. Porto) musste man investieren. Mit WLAN, RPi Zero und Versandkosten waren das Schlappe 410 EUR.

Link zur Kampagne auf Kickstarter.
Link zur Website des ZX Spectrum Next.
Aktuelle Firmware des ZX Spectrum Next.

Bilder: ZX Spectrum Next, Henrique Olifiers, Kickstarter; eigene Bilder

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